St. Agatha-Kirche: einer der ältesten Sakralbauten in NÖ

„Der Raum Eisenreichdornach gilt als eine der ältesten Siedlungsbegründungen im westlichen Niederösterreich. Die älteren Spuren führen zurück in die Hallstattzeit, also 800/500 vor Christus“, erklärt der Amstettner Historiker und Heimatforscher Heimo Cerny. Bereits aus dieser Zeit stamme der Eisenreichreichdornach „Burgkogel“, der damals schon besiedelt war und auf dem die St. Agatha-Kirche errichtet wurde.

Fingerzeig Gottes

 

„Der Volksmund erzählt, dass bei der Erbauung des Agatha-Kirchleins ein Bauplatz nahe der Einmündung des Lewingbaches in den Mühlbach vorgesehen war. Den Zimmerleuten, die an der Baustelle arbeiteten, fiel auf, dass ein Vogel immer in der gleichen Richtung Holzabfälle davontrug. Bald fand man ein Häuflein der Holzscharten. Dies als Fingerzeig Gottes ansehend, erbaute man das Kirchlein an dieser Stelle“, erklärt Cerny.

 

In bayrischem Besitz

 

Errichtet worden sei die St. Agatha-Kirche vom bayrischen Benediktinerstift Metten, dem das Gebiet zwischen Amstetten und Preinsbach sowie zehn Weingärten bei Rossatz in der Wachau gehörten. Die hier sich bald entwickelnde kleine Siedlung – urkundlich 1275 „villa Isinrichesdorna“ – war Cerny zufolge für das Kloster Metten nur als Zwischenstation für die jährlichen Weintransporte zwischen Bayern und der Wachau von Bedeutung.

 

Geringer Status

 

„Der eher geringe Status dieser Siedlung mit der kleinen Einwohnerzahl ist auch an den minimalen Ausmaßen des bald gegründeten Gotteshauses zu erkennen: Es war nur – wie es in der Urkunde heißt – eine “capella extra villam„, also eine Kapelle außerhalb des Dorfes“, so Cerny. Diese erste „capella“ sei auf einem Kalktuff-Felsen fundamentiert und entstamme der Karolingerzeit (9. Jh.). Nach einer Erweiterung im zwölften Jahrhundert wurden in der Barockzeit (17. Jh.) nur noch kleine Veränderungen im Inneren vorgenommen. „Die Innenausmaße der Kirche sind seither gleichgeblieben Die heutige hochbarocke Inneneinrichtung stammt aus dem frühen 18. Jahrhundert, sie wurde von den Mettener Äbten gestiftet und in Bayern hergestellt“, informiert Cerny.

 

Diener zweier Herren

 

Herrschaft und Besitz des Stiftes Metten wurden unter dem administrativen Begriff „Hofamt Eisenreichdornach“ zusammengefasst. Ende des 15. Jahrhunderts umfasste dieses Amt 41 bäuerliche Anwesen. Die Eisenreichdornacher Untertanen mussten zwei Herren dienen: dem Grundherrn Kloster Metten sowie einem Vogt als weltlicher Schutzmacht. Diese belasteten ihre Untertanen mit zahlreichen Abgaben und Steuern.

 

Prozess gegen Stift

 

Nach Bestellung eines Untertanen-Anwaltes kam es zum Prozess gegen das Stift Metten. 1781 wurde es aufgefordert, die Summe an zu viel eingehobener Gebühren zurückzuzahlen. Da das Kloster dieser Aufforderung nicht nachkam, wurde das Amt Eisenreichdornach zwangsversteigert. Somit fand die 900-jährige Zugehörigkeit zu Stift Metten ihr unrühmliches Ende.

 

Pferdestall, Pulvermagazin

 

„Die Kirche war herrenlos geworden, verödete und fungierte um 1800 als Quartier für französische Reiter, als Pferdestall und nach der Franzosenzeit als österreichisches Pulvermagazin“, so Cerny. Während des ersten Weltkrieges seien dann wieder Gottesdienste abgehalten worden. Ansonsten habe man in den folgenden Jahrzehnten nur am St. Agatha-Tag an den Bitttagen Messen gelesen.

 

Dornröschenschlaf zu Ende

 

„Aus seinem fast 200 Jahre langen Dornröschenschlaf erweckt wurde die Agatha-Kirche erst Mitte des vorigen Jahrhunderts durch Salesianerpater Friedrich Bauernfeind aus der Herz-Jesu-Pfarre“, so Cerny. Er habe die Weichen für eine Restaurierung gestellt, die 1972 zur Gründung des „Vereins zur Erhaltung der St. Agatha-Kirche“ geführt habe. „Ein besonderer Schatz sind übrigens die drei Kirchenglocken, die die beiden Weltkriege unbeschadet überstanden haben. Zwei von ihnen wurden kürzlich in den Niederlanden restauriert“, erklärt Cerny.

Derzeit freilich ist Coronabedingt wieder Ruhe eingekehrt ...

 

Foto / Text: Wolfgang Zarl

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