Auszeichnung für Pater Kiesling

Von mehreren Besuchen kennen diesen Preisträger viele Amstettner: Der seit 40 Jahren in der Demokratischen Republik Kongo tätige P. Johann Kiesling ist am 3. Mai mit dem „Austria.on.Mission-Award“ der Päpstlichen Missionswerke („Missio“) ausgezeichnet worden. Im Rahmen eines großen Festgottesdienstes, bei dem die kirchliche Spendenorganisation ihr 100-Jahr-Jubiläum feierte, erhielt der 88-jährige Salesianer von dem für Mission und Entwicklung zuständigen Bischof Werner Freistetter den Preis überreicht 

Die Ehrung in der Kategorie „Missionaries from Austria“ gelte „dem ganzen Orden. Danke, dass bei euch der Geist von Don Bosco so lebendig ist“, unterstrich Missio-Nationaldirektor P. Karl Wallner.

An Kiesling werde das Motto „Meine Mission ist die Liebe“ deutlich sichtbar, sagte Wallner, der gemeinsam mit dem Chefredakteur der Zeitschrift "Alle Welt", Christoph Lehermayr, den Salesianerpater im Vorjahr an seiner Wirkstätte in der Großstadt Lubumbashi besucht hatte. Der Missio-Award würdige „Menschen, die unglaubliche Dienste für die Ärmsten leisten, ohne dass man über sie spricht“, erklärte der Journalist in den einleitenden Worten. Meist würden die Schlagzeilen von weniger guten Menschen bestimmt, „weshalb unsere Welt vielleicht so aussieht, wie wir sie im Fernsehen und in den Nachrichten sehen“. P. Kiesling sei jedoch noch nie groß im Rampenlicht gestanden.

Menschen die einen Unterschied machen

Kiesling war vor 40 Jahren in die Demokratische Republik Kongo, die damals noch Zaire hieß, aufgebrochen – „mit 48 Jahren, wo viele in Österreich schon über eine Altersteilzeit nachdenken“, wie Lehermayr bemerkte. Die erste Zeit habe der Salesianer damals in der Schulbank neben 12-Jährigen verbracht, um Französisch zu lernen, wenig später folgte bereits die Lokalsprache Chibemba. Dann sei er gerüstet gewesen für seine Tätigkeit, in Dörfern ohne Strom und Fließwasser, in die teils der Geländewagen oder das Moped, oft aber wegen des vielen Schlamms auf den Straßen nicht einmal das Fahrrad gelangen konnten. Deshalb ging er viel zu Fuß und schlief auch oft im Freien. Mehrmals erkrankte Kiesling an Malaria, geriet einmal im Bürgerkrieg sogar in Kampfhandlungen - und kam glücklich mit dem Leben davon.

„Pater Kiesling war nie allein, denn Gott war bei ihm. Seine Mission wurde nie verwässert – deshalb baute er Brunnen“, berichtete der missio-Journalist. Kiesling habe auch etliche Kirche und Schulen errichtet. Missionare seien „Menschen, die einen Unterschied machen: Sie sind Seelsorger, Begleiter, Entwicklungshelfer und Abenteurer im Weinberg des Herrn“, sagte Lehermayr. In Kieslings Einsatzort, den Salesianer-Einrichtungen von Lubumbashi, finden derzeit 400 Straßenkinder Unterkunft, Essen, Begleitung und Unterricht sowie eine Berufsausbildung, die ihnen den Weg zu einer guten Zukunft ebnen soll.

Unzufriedenheit als Motiv für die Mission

Auch P. Kiesling selbst gab in seinen Dankesworten Einblicke in seine Lebens- und Berufungsgeschichte. Den Ruf zum Priestertum habe er verspürt, als er „unzufrieden war mit der Lebenssituation, die aus Arbeiten und Essen bestand. Ich empfand eine Sinnlosigkeit“, berichtete er. Vom Gedanken, Missionar zu werden, bis zu dessen Verwirklichung seien jedoch lange Jahre vergangen: Zunächst habe man ihn bei den Salesianern nur als Erzieher aufgenommen, nach drei Jahren dann aber endlich doch als Priesteranwärter zugelassen. Aus der Bitte des damaligen Provinzials, Kiesling möge vor der Ausreise in die Mission doch zumindest ein Jahr in Österreich wirken, wurden schließlich 16 Jahre.
Wohl habe es Momente der Enttäuschung gegeben, doch habe er „nie daran gedacht, aufzuhören. So lange es irgendwie möglich ist, möchte ich weitermachen“, erklärte der Ausgezeichnete in einem bei der Feier präsentierten Film. Darin matcht sich der 88-Jährige weiterhin mit kongolesischen Jugendlichen im Tischtennis. Zu seiner Motivation sagte er: „Ich glaube, dass der Mensch, der nur auf sich schaut, nie innerlich richtig glücklich werden kann. Diejenigen, die gerne helfen und für andere da sind, haben ein glücklicheres Leben als die anderen, bin ich überzeugt. Die schönsten Jahre sind die, in denen man am meisten helfen konnte.“ Aus Überzeugung könne er gar nicht anders, als anderen Menschen zu helfen, und es mache ihn „grundheiter“, so der Salesianerpater.

Ein Ausdruck seiner liebevollen Zuwendung zur vernachlässigten Jugend sind P. Kieslings Schuhe: Er geht auch in Wien in Sandalen, „weil diese von den Straßenkindern gemacht wurden, was mich so sehr freut“, sagte der Ordensmann im Stephansdom. Gott sei die „Quelle des Guten“, betonte er, „er bewegt willige Menschen, anderen zu helfen. Ich selbst bin nur der Überbringer der Guttaten anderer Leute.“ Allen Spendern und Unterstützern wolle er die Dankbarkeit jener Menschen, die die Hilfe empfangen, weiterreichen. „Ich erlebe Dankesbezeugungen, die mich manchmal beschämen. Etwa, wenn ein Leprakranker dafür dankt, dass er von uns eine Decke erhält und sich so sehr darüber freut, dass woanders in der Ferne irgendjemand an ihn gedacht hat.“

Pater Kiesling erhält Auszeichnung für sein Lebenswerk © Simon Kupferschmied