Wertvolle Informationen zur Fastenzeit

Interview mit unserem Pater Leopold Muttenthaler.

Pater Leopold, bitte erinnern Sie uns: Was ist der Sinn des Fastens? Warum soll man 40 Tage lang verzichten? Und welche Bedeutung hat die 40?
Ich will nicht gern von Verzicht sprechen, sondern von Einübung in neue Gewohnheiten.
(wie beim Sport- auch da braucht es Übung, um Kraft und Ausdauer zu steigern)

 

Die' österliche Bußzeit' ist umfassender als das Wort Fastenzeit ausdrückt. Drei Bereiche werden besonders angesprochen: Beten, Fasten und Werke der Nächstenliebe. Die Übung des Fastens fördert die geistige Wachsamkeit, dient der Reinigung unseres Herzens und stärkt uns im Kampf gegen das Böse.
Die Kernbotschaft Jesu: „Kehrt um, und glaubt an das Evangelium! (Mk 1, 15). ist eine Folgerung seiner Botschaft: " Das Reich Gottes ist nahe": Er meint damit -Triff eine Entscheidung im Leben: auf Gott hin oder dagegen. Das Almosengeben und andere Formen des Verzichtes sind eine Folgerung der Entscheidung.
 
Die Dauer von 40 Tagen wurde auf dem Konzil von Nizäa (325 n. Chr.) festgelegt, ebenso wie die drei Grundthemen Verzicht, Gebet und Werke der Nächstenliebe. Seit dem 2. Vatikanum umfassen die 40 Tage die Zeit von Aschermittwoch bis Karsamstag, wobei die sechs Fastensonntage nicht mitgezählt werden. In der Bibel findet sich die Zahl 40 beim Wüstenaufenthalt Jesu nach seiner Taufe im Jordan. Es heißt dort: "Er betete und fastete". Auch im Alten Testament finden wir Hinweise auf das Fasten.
 
Aschermittwoch und Karfreitag gelten als besonders strenge Fasttage: Wer soll da wie fasten?
An den beiden strengen Fasttagen, dem Aschermittwoch und Karfreitag, schreibt die Kirche eine einmalige Sättigung am Tag durch eine schlichte Mahlzeit vor. Das Fastengebot richtet sich an erwachsene Personen vom 18. Lebensjahr bis zu Beginn ihres 60. Lebensjahres; Für Kinder, Kranke und Reisende sowie körperlich schwer Arbeitende ist es freigestellt.
 
Heute ist Fasten für viele eine „Modeerscheinung“: um abzunehmen, um zu entschlacken, um dem Klima gut zu tun (z. B. Autofasten). Kann das dem religiösen Sinn von Fasten entsprechen?
Jede Form von Fasten ist eine bewusste Entscheidung des Menschen und hat in sich etwas Gutes. ( seien es Diäten oder Schlankheitskuren oder Intervallfasten, ...Die religiöse begründete Einschränkung dient vor allem dem Ziel der geistigen und seelischen Reinigung. Christliches Fasten ist ein Mittel- und ist auf ein Ziel gerichtet: Es dient der inneren Reinigung, es dient dem Wachstum im Geist. Es verhilft zum rechten Verhalten gegenüber sich selber, der Natur, den Mitmenschen und Gott. Es geht um die Festigung und Reifung im Glauben gegenüber allen menschlichen Versuchungen wie Egoismus, Sucht, Untreue oder Verbitterung mit dem Ziel, sich für Gott und die Mitmenschen zu öffnen.
 
Ist Fasten ein Selbstzweck oder dient es dazu, etwas Gutes in Bewegung zu setzen (z. B. Erspartes Armen zu spenden?)
Wie vorher schon erwähnt kann Fasten verschieden gesehen werden. ha
Ich möchte auf die Früchte des Fastens hinweisen, (worauf auch die Mutter Gottes in Medjugorje hingewiesen hat und vor über 40 Jahren den Kindern empfohlen hat: am Mittwoch und Freitag bei Brot und Wasser zu fasten.)
 
- es dient der geistigen Gesundheit, inneren Freiheit, der Fähigkeit zur Liebe u. Vergebung.
-es öffnet das Herz für Gott, weil es von ungesunder Abhängigkeit befreit.
- ein Mittel gegen den inneren 'Feind' zu kämpfen.
-eine weitere Frucht des Fastens ist der Friede
-Fasten schenkt Freude im Dienst an den anderen.
Ich empfinde es als gute Tradition, wenn das Fasten in gute Werke mündet.
und verweise hier auf die Fastenwürfel der Diözese St. Pölten. In diese kann man erspartes Geld geben, wenn man auf ein Glas Bier, auf Schokolade oder ein teures Essen verzichtet hat.
 
Worauf verzichtet ein „Profi“ wie Sie in der Fastenzeit?
Jesus meint dazu: Wenn du fastest, mach keine finsteres Gesicht, sondern salbe dein Haupt,... Das heißt doch: posaune es nicht groß heraus, was du alles tust oder worauf du verzichtest. Daran möchte ich mich halten.
 
Fasten und Gebet recht verstanden haben ja eine enorme Kraft der Veränderung.
Was können wir im Blick auf unsere Zukunft tun?
 
Ich denke an die Umweltenzyklika von Papst Franziskus, die weltweiten Milleniumsziele oder die Ressourcenschonung... Als Christ kann ich durch Fasten mithelfen, Bedingungen für ein neues Leben zu schaffen. Fasten kann heißen: die Habgier, den Hochmut, übermäßiges Essen und Trinken bewusst zu steuern, nicht ständig neue Wegwerfkleider kaufen, oder elektronische Geräte, sondern sorgen, dass die Umwelt nicht ausgebeutet wird, Wasser sinnvoll genutzt wird und die Erde nicht überdüngt oder zubetoniert wird. Fasten öffnet den Blick auf die Nöte des anderen rührt unser Herz an und stärkt die Hände, um Benachteiligten Hilfe zu schenken.