Diakon Simplice begeistert unsere Pfarre

„Früher kamen die Missionare aus Europa nach Afrika, jetzt kommen die Missionare aus Afrika nach Europa“, schmunzelt Simplice Tchoungang. Wiewohl er statt „Mission“ heute lieber „Neuevangelisierung“ sagt. Der Salesianer Don Boscos aus Kamerun wirkt nun mehrere Monate als Praktikant in der Salesianer-Pfarre Amstetten Herz Jesu.
 
Simplice kam in Afrika schon viel herum. Unter anderem wurde er vom Orden auch nach Pointe-Noire in der Republik Kongo entsandt – dort absolviert übrigens die Amstettnerin Lydia Steininger derzeit ein einjähriges Auslandsvolontariat in salesianischen Einrichtungen. Der damalige Generalobere und 10. Nachfolger des legendären Ordensgründers Don Bosco fragte Simplice damals, ob er nicht am „Projekt Europa“ teilnehmen wolle und bei der Neuevangelisierung Europas mithelfen wolle. Der junge Ordensmann habe damals gehört, dass es in Europa Schwierigkeiten gebe: wenige Berufungen zum Priester- und Ordensstand und wenige Jugendliche, die sich für die Kirche begeistern könnten. Er sei durcheinander gewesen, weil Europa nie sein Ziel gewesen wäre und „eine ganze andere Welt“ sei. Tausende Fragen hätten sich gestellt. Aber der Generalobere habe es gewünscht. Österreich habe er gekannt, sicherheitshalber schaute er sich aber zunächst Landkarten an, wo es genau liegt. Nach intensiven Vorbereitungen, Sprachkursen und langem Warten auf das Visum kam er 2011 nach Wien. Er wollte und will keine neue Botschaft bringen, aber er wolle das Evangelium auf neue Weise verkünden und einen neuen Rhythmus bringen. „Denn die Botschaft Gottes bleibt gleich, aber die Wege der Vermittlung ändern sich.“
 
Für ihn stellte und stellt sich die Frage: „Wie kann ich Jugendliche wieder für den Glauben begeistern und in die Kirche einladen?“ Wichtig seien persönliche Begegnungen, aber auch ansprechende liturgische Feiern, in denen Jugendliche im Zentrum stehen. Er wolle MIT Jugendlichen den Weg des Glaubens gehen, sie müssten an der Kirche mitplanen, mitarbeiten, mitwirken und mitentscheiden dürfen. Dieses Gefühl will ihnen Simplice geben. Er habe mit dem berühmten Jugendseelsorger und Ordensgründer Don Bosco, der im 19. Jahrhundert in Turin wirkte, ein großartiges Beispiel gehabt: „Don Bosco ist mir ein Vorbild in der völligen Hingabe für die Jugend. Sein Optimismus, seine Lebensfreude und seine Ausstrahlung sind wunderbar!“ Der Kameruner, der im November die Priesterweihe empfängt, möchte Jugendlichen auch wie Don Bosco ein Vater sein, oder nein, noch besser: ein Freund und Bruder mit dem man über alles reden kann. Umgekehrt lerne er auch viel von Kindern und Jugendlichen.
 
Er stellt den jungen Christen folgende Fragen: „Wie stellst Du Dir die Kirche vor? Wie möchtest Du den Glauben abrufen? Wie möchtest Du Dich einbringen?“ Das Thema beschäftigt ihn schon lange – auch im Rahmen seiner Diplomarbeit, die demnächst fertig sein soll. Der Kameruner sehe sich selbst als „Wandermissionar“, der möglichst viel mit Jugendlichen ins Gespräch kommen wolle. Bisher war in Wien stationiert, aber er besuchte bereits viele Salesianer-Einrichtungen in ganz Österreich, etwa bei den berühmten salesianischen „Confronto-Jugendwochenenden“.
 
Als er hörte, dass er in Amstetten ein Praktikum machen solle, habe er sich gedacht, dort wären eher „ältere Mitbrüder“. Aber sie würden vorzeigen, „wie man im Alter großartig und voll Elan noch dienen kann“. Hier erlebe er alles, was sich ein Seelsorger vorstelle: eine lebendige, fröhliche, junge Pfarrgemeinde. Hier gebe es viel zu tun: das Don Bosco-Heim, das nahe Krankenhaus, die Schulen und viele Familien, die am Pfarrleben teilnehmen. Hier gewann er schnell die Herzen der Jungen: beim gemeinsamen Musizieren, Sporteln und Feiern der Gottesdienste. Es sei ein idealer Ort für einen Salesianer. Besonders die Jugendlichen und Kinder haben Simplice gut aufgenommen. Sie würden keinen Unterschied zwischen Schwarzen oder Weißen machen, für sie zähle einfach der Mensch. Alle Amstettner, die ihn schon kennen, würden ihm immer ein „fröhliches Hallo“ zurufen und kämen mit einem Lächeln zu ihm, um mit ihm zu reden. „Gott hat mir ein großes Geschenk gemacht, indem er mir den Weg nach Amstetten zeigte“, so der 35-Jährige.
 
Kurzbiographie
Simplice Tchoungang SDB wurde am 28. Oktober 1980 in Kamerun geboren: „Wir sind eine Fußballmannschaft. Ich bin der Zweitjüngste von elf Geschwistern“, erzählt Simplice über seine Großfamilie. Die Salesianer lernte er schon als Kind in seiner Pfarre kennen. Nachdem er an der Universität in Buea Philologie studierte, beschloss er selbst Priester zu werden und wurde 2004 Salesianer. In Lomé (Togo) studierte der junge Salesianer dann Philosophie und Humanwissenschaften und war von 2007 – 2010 in Pointe-Noire (Kongo Brazzaville), wo er eine Volksschule aufgebaut hat. Der sprachbegabte Salesianer hat nicht nur sehr schnell ausgezeichnet Deutsch gelernt. Er spricht Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch und ein wenig Portugiesisch sowie die beiden Sprachen seiner Familie Bulu und Bamilike.
 
Seit Mai 2011 lebt Simplice in Wien und hat an der Universität Wien Theologie studiert: „Ich bin der erste Missionar aus unserer Provinz. Aber jedes Land ist eine Mission, denn es gibt für Gott und das Evangelium keine Grenzen.“