Harvard-Klimaexperte bei Katholischem Bildungswerk: Jetzt handeln!

Der renommierte Harvard-Klimaexperte Gernot Wagner rief bei seinem Vortrag „Klimawandel geht uns alle an“ in seiner Heimatpfarre Amstetten-Herz Jesu zum Handeln auf.

Damit versuchte das Katholische Bildungswerk (KBW) das Thema Schöpfungsverantwortung, in den Fokus zu rücken, so Vorsitzende Michaela Granzer. Wagner wolle das Bewusstsein schärfen, dass wir mehr und schneller handeln sollten. Würden wir das nicht tun, dann, würden die Folgekosten später noch teurer werden.

Die Forschung zeige massive Unsicherheiten, beispielsweise welcher genaue Temperaturanstieg durch die CO2-Emmissionen zu erwarten ist. Was wir sicher sagen könnten: „Die Temperaturen erhöhen sich.“ Wie hoch genau sei ungewiss. Allerdings seien es vor allem eben diese Unsicherheiten, die zu enormen Kosten führen würden und zum Handeln aufrufen. Seine zentrale Aussage: Das Schiff Erde müsse von oberster politischer Ebene umgelenkt werden. Die höchstmöglichen Ebenen müssten Maßnahmen ergreifen. Das gelte auf EU- und Länderebene ebenso, wie in Sachen Regionalpolitik auf Landes- oder Stadtebene. Das heiße natürlich nicht, dass die Einzelnen nichts tun könnten: Es mache einen CO2-mäßigen Unterschied, ob wir einen Apfel aus Südafrika oder aus dem Mostviertel konsumieren. Aber auf höchster Ebene müssten Konsequenzen gezogen werden: etwa durch Umlenkung von Wirtschaftsströmen.

Wagner gibt zu bedenken, dass jeder Europäer jährlich im Schnitt 10 Tonnen CO2 ausstoße. Die Kosten würden sich mindestens auf ca. 40 Euro belaufen, pro Tonne. Das sollte auch bezahlt werden, etwa in Form von Steuern oder auch durch Subventionen. Dass Subventionen positiv sein könnten, würde das Beispiel Deutschland zeigen. In den letzten Jahren sei der Preis für die Herstellung von Solarenergie um 80 Prozent gefallen. Viel habe die Politik schon bewirkt. In Deutschland sei die Energiewende eine Revolution von oben gewesen und davon habe die ganze Welt profitiert.

Der renommierte Forscher merkte an, dass man die Veränderungen schon spüre: Dürren, Stürme oder Überschwemmungen. Kurz vor seinem Vortrag kontaktierte ihn sein Frau und berichtete, dass auch sein Keller durch Hurricane Florence in Boston gerade unter Wasser stehe. Sei das eine Auswirkung des Klimawandels? Ja und nein. Natürlich habe es schon immer Wirbelstürme gegeben, sagte Wagner, aber diese würden tatsächlich durch den Klimawandel intensiver: Wetter auf Steroiden. So etwa wie wenn Lance Armstrong durch Doping sieben Tour de France Rennen in Serie gewinnt. "Radeln musste er immer noch selbst", sagte Wagner, "aber natürlich hat das Doping auch geholfen."

Die Veranstaltung wurde vom Katholischen Bildungswerk der Pfarre Amstetten Herz Jesu organisiert. Aufgrund des enormen Interesses wäre die Veranstaltung fast vom Pfarrsaal in die große Kirche verlegt worden.

Der diözesane Umweltbeauftrage Axel Isenbart fühlte sich durch die Veranstaltung bestätigt: „Es bestärkte mich, dass der Klimawandel Realität ist, die uns alle betrifft. Als Einzelne als auch als Kirche ist es wichtig, Energie zu sparen!“ Kirchliche Umweltarbeit sei nicht nur ein Gebot der Stunde – viele Aktivitäten würden seitens der Kirche und der Pfarren schon gesetzt.

Zur Person Gernot Wagner
Wagner ist ein Sohn der Pfarre/Stadt Amstetten. Der 38-Jährige lehrt und forscht jetzt an der berühmten Harvard University in den USA. Er ist ua. Mitautor: „Klimaschock: Die extremen wirtschaftlichen Konsequenzen des Klimawandels,“ sowohl (im englischen Original) eines der besten Wirtschaftsbücher 2015 (Financial Times) als auch des österreichischen Wissenschaftsbuch des Jahres 2017. Wagner befasste sich zuletzt mit Geoengineering, also, dem bewussten Eingriff in die Naturabläufe. Zur Veranstaltung lädt das Katholische Bildungswerk der Pfarre Herz Jesu Amstetten ein.

Wolfgang Zarl

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