Caritas-Direktor warb für Solidarität in Gesellschaft

Das Katholische Bildungswerk der Pfarre Amstetten Herz Jesu lud mit dem St. Pöltner Caritas-Direktor Hannes Ziselsberger einen hochkarätigen Referenten zum Thema „Können wir uns Solidarität noch leisten?“ ein.

Ziselsberger verwies auf etliche kirchliche Dokumente, in denen etwa Päpste zur „tatkräftigen Solidarität“ und zur „Pflicht zur sozialen Gerechtigkeit“ aufrufen. Alle seien für alle verantwortlich, hieß es etwa von Papst Johannes Paul II. Auch der jetzige Papst Franziskus mahne zur uneigennützigen Solidarität, es solle nicht die Wirtschaft oder Finanzerfolg über alles gestellt werden. Die Päpstlichen Dokumente betonen eine wechselseitige internationale Abhängigkeit und trotzdem gebe es weltweit eine große Zerrissenheit: vor Jahrzehnten genauso wie heute. Auch wir selber müssten unser Verhalten bedenken, der Caritas-Direktor führte das anhand der Beispiele Elektroschrott oder des Gerbens von Tierhäuten aus, das für afrikanische Länder wie Mali ein großes Problem darstelle.

Christen seien als Minderheit in Ländern wie Pakistan und Senegal aufgrund ihrer Sozialprojekte sehr angesehen, so Ziselsberger. In beiden setzt die Caritas der Diözese St. Pölten Schwerpunkte, die Lage ist dort also sehr bekannt. Auch wenn Gefahr von einer kleinen Zahl an Islamisten ausgehe, vertraue dort die Bevölkerung der Kirche sehr und schätze die Hilfeleistungen.

Mit vielen Zahlen und Fakten zeigte Ziselsberger auf, was bei uns Armut bedeute. Eines der Kriterien sei, dass das Einkommen bei unter 60 Prozent des Durchschnittseinkommens (Median) liegt. Das treffe etwa oft auf Bezieher kleiner Pensionen oder der Mindestsicherung zu. Weiters könnten unerwartete Ausgaben wie etwa für eine kaputte Waschmaschine zu Problemen führen. Besonders schwierig seien für Arme oft die Bezahlung der Miete oder der Betriebskosten. So müssten von Armut betroffene Menschen überlegen, ob sie die Heizung zur richtigen Raumtemperatur aufdrehen oder doch in der Jacke drinnen sitzen. Auch die Nichtteilhabe an Informationen sei ein Kriterium für Armut. Laut Statistik seien rund 1,2 Millionen Österreich armutsgefährdet und über 400.000 Österreicher/innen tatsächlich arm.

Wer braucht also Solidarität in Österreich? Grundsätzlich seien die Sozialleistungen mit 106 Milliarden in Österreich nicht gering, mit 45 Milliarden Euro seien die Pensionen der größte Brocken. Ziselsberger erklärte, dass die vieldiskutierte bedarfsorientierte Mindestsicherung – das letzte Auffangnetz der Solidarität - mit 0,9 Prozent ein vergleichsweiser kleiner Brocken sei. Selbiges gelte auch für Niederösterreich. Gerade Länder, die ein gutes Sozialsystem haben, hätten die Wirtschaftskrise besonders gut überstanden. Derzeit würden die Ausgaben für Mindestsicherung, Flüchtlinge und Grundversorgung massiv sinken, da die Zahl der Asylwerber enorm abnehme.

Anhand von Zitaten aus dem Neuen und Alten Testament sagte der Caritas-Direktor: „Wir sind als Christinnen und Christen gefordert, Werke zu leben.“ Ausdrücklich würdigte Ziselsberger die ehrenamtlichen Caritas-Haussammler/innen für ihre Taten der Solidarität und Nächstenliebe. Es sei gut, wichtig und christlich, wenn sich Menschen füreinander engagieren, denn traditionelle Netzwerke wie die Familien würden heute mehr und mehr wegfallen.

 


 Foto: Caritas-Direktor Hannes Ziselsberger, Christian Köstler, Leiter PfarrCaritas Diözese St. Pölten, Michaela Granzer, kbw-Vorsitzende der Pfarre Amstetten Herz Jesu, Monika Distelberger (kbw), Pfarrer P. Hans Schwarzl