P. Siegfried M. Kettner ab 15. August neuer Salesianer-Provinzial

Pater Siegfried M. Kettner SDB (56) übernimmt mit 15. August 2020 die Leitung der Salesianergemeinschaft Österreichs. Er folgt als Provinzial Pater Petrus Obermüller SDB (58) nach. Die Amtszeit ist im Orden mit sechs Jahren begrenzt. Pater Obermüller gratuliert dem künftigen Provinzial: „Pater Kettner ist ein erfahrener Jugendseelsorger. Er wird sicher gute Antworten finden auf die aktuellen Fragen der Salesianer. Ich wünsche ihm von ganzem Herzen viel Kraft und Gottes Segen.“

 
Ein Begleiter der Jugend
Pater Siegfried Maria Kettner SDB ist 1963 geboren und stammt aus Waidhofen/Ybbs in Niederösterreich. Mit 18 Jahren entschloss er sich, den Weg als Priester zu beginnen. Während seiner Zeit im Aufbaugymnasium in Horn lebte er im Canisiusheim, wo er die Salesianer besser kennenlernte. 1986 trat er in den Orden ein und studierte Sozialpädagogik und Theologie in Benediktbeuern/Bayern. Pater Kettner arbeitete im Linzer Lehrlingsheim, in der Don Bosco Pfarre Stadlau und im Don Bosco Haus als pädagogischer Referent. Er war für die Öffentlichkeitsarbeit des Ordens und mit großem Einsatz für die Salesianische Jugendbewegung mit der Confronto-Gruppe verantwortlich. Von 2005 bis 2006 war er Spiritual im Propädeutikum im Canisiusheim in Horn. Er leitete das Wiener Don Bosco Haus, die Jugendbildungsstätte der Salesianer und war Provinzausbildungsleiter für die jungen Mitbrüder. Seit 2016 ist er Pfarrer der Wiener Großstadtgemeinde Stadlau. Außerdem ist Pater Kettner bereits seit mehreren Jahren Mitglied im Provinzialrat. Als Provinzialvikar ist er auch Stellvertreter des Provinzials.
 
Damit das Leben junger Menschen gelingt
Als zweitgrößte Ordensgemeinschaft der katholischen Kirche zählen die Salesianer Don Boscos heute 14.500 Mitglieder in 132 Ländern der Welt. Die Salesianer betreuen in Österreich Kindergärten und Schulen, leiten Pfarren und Jugendzentren, führen Wohnheime für Studentinnen und Studenten, für Schülerinnen und Schüler und laden in der Salesianischen Jugendbewegung zu zahlreichen Freizeitaktivitäten und religiösen Angeboten ein. Besonders fördern sie entsprechend ihrem Auftrag die soziale Jugendarbeit und motivieren junge Menschen, sich als Freiwillige im In- und Ausland zu für benachteiligte Kinder und Jugendliche zu engagieren. Ein junges Beispiel ist die Aktion „Don Bosco für Flüchtlinge“ mit Deutschkursen für syrische Asylwerberinnen und –werber.
 
Fotos (honorarfrei), Bildquelle ist im Titel angegeben.

• Pater Siegfried M. Kettner SDB: Der künftige Salesianerprovinzial ist am liebsten mit Jugendlichen unterwegs: Authentisch, lebensnah und voller Energie – so wie sein Vorbild Don Bosco.
 
Das Werk Don Boscos hat Zukunft
Pater Siegfried Kettner, designierter Provinzial der Salesianer Don Bosco in Österreich, im Interview.

Warum bist du Salesianer Don Boscos geworden?
Ich habe mit 18 Jahren die Salesianer in Horn kennengelernt, als ich mich im Canisiusheim auf die Matura vorbereitet habe. Und mir war bald klar, dass ich Ordenspriester werden möchte, weil ich ein Leben in Gemeinschaft bevorzuge. Ich komme aus einer großen Familie und bin es gewöhnt, dass viele Menschen um mich sind. Ich habe die Salesianer durchwegs als authentische Persönlichkeiten erlebt. Der Geist einer Gemeinschaft zählt schlussendlich und darum bin ich Salesianer geworden. Was mir noch geholfen hat, war eine Aufgabe, die man mir zugetraut hat: Ich sollte mich in meinem letzten Jahr um die „Erstklässler“ kümmern. Da habe ich dann gesehen, dass ich es durchaus schaffe, mit Jugendlichen zurechtzukommen. Das hat mich bestätigt.

Hast du jemals Glaubenszweifel gehabt?
Es klingt so abnormal, aber nein. Manchmal denke ich mir, Gott macht es mir leichter, weil ich es schwerer nicht schaffen würde. Dabei bin ich nicht leichtgläubig und ich bin durchaus ein kritischer Mensch – zum Beispiel auch in der Kirche als Institution. Aber an Gott habe ich nie gezweifelt und ich bin an ihm nie verzweifelt.

Was gefällt dir an Ordensgründer Don Bosco?
Don Bosco war eine schillernde Persönlichkeit. Mir imponiert sein interessantes Leben. Emotional bin ich ihm wirklich verbunden. In seinem Sterbezimmer in Turin kommen mir immer die Tränen, wenn ich den Bericht von Don Boscos Todesstunde lese. Das Feld der Jugendarbeit, das er aufgetan hat, ist zeitlos. Die Bedürfnisse ändern sich, aber der Zugang ist gleich geblieben, jungen Menschen, Chancen zu eröffnen.

Du warst bereits Delegierter beim Generalkapitel der Salesianer vor fünf Jahren. Im Februar bist du wieder beim kommenden Generalkapitel dabei, dieses Mal als künftiger verantwortlicher Mitbruder für die Österreichische Provinz. Wie fühlt man sich acht Wochen in der internationalen Gemeinschaft?
Es ist schon eine Art Familie, ein bisschen ein Zuhause in der internationalen Gemeinschaft, die ein großer Reichtum ist. Wenn man sich vorstellt, dass aus diesen ärmlichen Anfängen im Turin des 19. Jahrhunderts ein weltweites Netzwerk geworden ist, dann versteht man, was Gott bewirken kann. Wir sehen beim Generalkapitel mehr über den Tellerrand. Das relativiert unsere Sicht aus Österreich.

Welche Herausforderungen siehst du für die Salesianer in Österreich in den kommenden Jahren?
Ich bin sicher, dass das Werk Don Boscos eine Zukunft hat. Die Überalterung wird zunehmen, aber wir können weiter arbeiten, wenn wir darauf achten, den Kontakt zur Jugend, nicht zu verlieren. Wir sollten bewusster mit Laien zusammenarbeiten und Kooperationen suchen. Für die Finanzierung müssen wir Partner gewinnen und in unsere Berufepastoral sollte viel Kraft investiert werden.

Was motiviert dich im Alltag?
Unsere Sendung ist eine gemeinschaftliche. Das stärkt und entlastet selbst dann, wenn man manche Aufgaben alleine zu bewältigen hat. Don Bosco wird sehr geschätzt. Oft auch von Menschen, die sich mit Glaube und Kirche schwertun. Trotz vieler Arbeit ist der Tag strukturiert auch durch Zeiten für das Gebet. Und die Möglichkeit des Arbeitens auch im Alter und der Kontakt mit jungen Menschen empfinde ich als Luxus, den viele nicht haben.

 

Text: Wolfgang Zarl