Was hat die „Pestsäule“ bei der Agathakirche zu bedeuten?

Unterhalb der St. Agathakirche steht eine Steinsäule, deren Entstehungsgeschichte bzw. Widmung im Dunkeln liegt. Leider ist keine Inschrift oder Jahreszahl angebracht, sodass es dazu keine Fakten gibt, lediglich die Sage vermittelt uns Deutungen.

Den Typus nach entspricht das Momentum den „Pestäulen“ in Schimming und in der Viehdorfer Straße. Eine zeitliche Einordnung ist dennoch nicht möglich, da diese Stilform zwischen Amstetten und Neustadtl lange sehr verbreitet war. Einer Legende nach, deren historischer Gehalt kaum nachvollziehbar ist, soll an dieser Stelle ein Graf, gleichzeitig auch Besitzer des Schlosses Eisenreichdornach, vom Schlag getroffen worden sein. Eine Sache schmückt den Vorfall weiter aus. Vor vielen Jahren sei an dieser Stelle ein Mann gestanden und habe die zur Kirchen gehenden Leute verspottet. Da sei plötzlich aus dem Lewingbach ein schwarzer Hund gesprungen und habe sich auf den Frevler gestürzt, der in seinem Schreck die Säule umklammert habe und, vom Schlage getroffen, tot zusammengesunken sei. Zum Gedenken an diese Begebenheit habe man die Säule vergrößert und mit Bildern versehen. Sonstige Hinweise auf die Entstehungsgeschichte, denen man eine Glaubwürdigkeit zubilligen könnte, sind nicht bekannt.

Am Säulenkopf befinden sich vier mit Glasscheiben gegen Witterungseinflüsse geschützte Bildtafeln. Sie zeigen eine „Sonntagberger Dreifaltigkeitsdarstellung, St. Florian, die Gottesmutter Maria auf der Schlange und St. Leonhard mit Tieren. Somit ergibt sich nicht nur bezüglich der Gesamterscheinung, sondern auch hinsichtlich der bildlichen Darstellung eine gewisse Ähnlichkeit mit der Pestsäule an der Viehdorfer Straße. Eine gleichzeitige Aufstellung der beiden Monumente muss deswegen aber nicht unbedingt angenommen werden. Die Dreifaltigkeit und die genannten Heiligendarstellungen waren in der gesamten Barockzeit in unserem Raum sehr beliebte Motive – die Dreifaltigkeit mit deutlichem Bezug zur Sonntagberger Wallfahrt und die Heiligen Florian und Leonhard wegen der ihnen zugewiesenen Kompetenz als Schutzheilige bzw. Nothelfer. Zuletzt wurden die Tafeln von der Amstettner Künstlerin Anna Tschadesch erneuert.

Foto: Wolfgang Zarl / Text: Wolfgang Zarl und Amstettner Anzeiger